TnV Elm: Frauenpower und Kontinuität
Das Jahr 1974 warf gross Schatten voraus. ABBA gewinnt mit dem Titel «Waterloo» den ESC, Roland Moreno erfindet die Chipkarte für den elektronischen Zahlungsverkehr und geballte Frauenpower gründet den TnV Elm.
In der Elmer Chronik von Walter Fromm ist nachzulesen, dass im Jahre 1966 der Schulrat den Auftrag erhielt, die Frage eines neuen Turnplatzes zu prüfen, da der bisherige Turnplatz einen ordnungsgemässen Turnunterricht nicht mehr ermöglichte. 1971 bewilligten die Stimmbürger den Bau des Gemeindezentrums mit Turnhalle. Zu den Gesamtkosten von 2,8 Mio. wurde von der Abrechnung «Waffenplatz» eine Million Franken auf das Konto Gemeindehaus überwiesen. Entgegen den Vereinen waren die Behörden der Meinung, eine Bühne sei nicht notwendig. Die Elmer Dorfvereine organisierten einen Tanzabend in der damaligen Halle der Elmer Citro, konnten auf diesem Wege einen stolzen Betrag beisteuern und die Bühne Realität werden lassen. Auch wenn namhafte Subventionsbeiträge bezahlt wurden, war der Entscheid der Stimmbürger fortschrittlich und mutig. Man muss bedenken, dass anfangs 70er-Jahre weder der Tourismus noch das Gewerbe florierten.
Vorfreude, Ungeduld und Pioniergeist
Diese Attribute müssen die Triebfeder gewesen sein für die Gründung des Turnerinnenvereins Elm. Ein Aushang am schwarzen Brett lud Interessierte am 8. Februar 1974 zur Informationsveranstaltung in die obere Stube im Restaurant Sonne ein. Und sie kamen in Scharen. 33 an der Zahl, die obere Stube platzte aus allen Nähten. Powerfrauen, die Verantwortung übernehmen wollten, waren schnell gefunden. Auch an turnerischer Fachkompetenz mangelte es nicht, waren doch einige bereits als aktive Turnerinnen im Damenturnverein Matt engagiert. Doch warum dieser überwältigende Erfolg? Greth Streiff und Anna Marti-Elmer, beides Gründungsmitglieder, sinnieren: Neugierde, Bedürfnis nach körperlicher Ertüchtigung, die Aussicht sportliche Erfolge zu feiern, in der Gemeinschaft Neues entdecken und die Welt zu erobern? Die Gründe dürften so vielfältig sein wie die Mitgliederzahl, aber eines muss bei allen in der DNA gewesen sein: Sie waren ehrgeizig, ein verschworener Haufen, der beweisen wollte «mir händ’s druf».
Turnfeste und Volleyball
Es muss gehörig trainiert, geschliffen und geschwitzt worden sein. Nur so ist zu erklären, dass der TnV Elm bereits ein Jahr nach seiner Gründung erfolgreich am ersten Turnfest in Zizers teilgenommen hat, im zweiten Vereinsjahr am Volleyball Frilana-Cup gute Figur machte und sich am Spieltag in Glarus als Sieger feiern lassen konnte. Die Erfolge schmeckten süss, man wollte mehr. Viel Energie wurde ins Volleyball gesteckt und bald waren die Elmerinnen nicht nur geachtete, sondern auch gefürchtete Gegnerinnen. Bis heute hat sich an der Dominanz nicht viel geändert. Sie sind das Team, das es zu schlagen gilt, ob an der GLTV-Wintermeisterschaft, an Turnfesten oder am Schweizer Volleyballturnier der Kantonalmeister.
Den TnV Elm auf Volleyball zu reduzieren, würde den engagierten Turnerinnen aber nicht gerecht. Kaum ein Turnfest wurde ausgelassen, immer wieder vordere Platzierungen erturnt oder an kantonalen und eidgenössischen Turnerskitagen so manche Medaille ins Sernftal entführt.
Treue Seelen
Wie kann man Treue und Kontinuität definieren? Ein Blick in die Vorstands- und Mitgliederliste des TnV Elm löst auf: Der Verein wird erst von der dritten Präsidentin geführt, langjährige engagierte Leiterinnen verstanden und verstehen es, Turnstunden attraktiv und abwechslungsreich zu gestalten. Von den 33 Turnerinnen der ersten Stunde konnten heuer zwölf für 50 Jahre Mitgliedschaft geehrt werden. Da bleibt nur ein respektvolles «Chapeau».
Der TnV verbindet Generationen
Die Elmer Vereine wussten schon damals, warum sie im Gemeindezentrum eine Bühne wollten: Nicht nur das sportliche, auch das gesellschaftliche Leben sollte zum Leben erweckt werden. Und der TnV mittendrin. Zusammen mit dem TV Elm, dem MTV Elm (die Männer wollten nicht hintenanstehen und gründeten wenige Jahre später ebenfalls einen Turnverein) und der Jugi haben sie an unzähligen Chränzli die Herzen der «Chlytaler» Bevölkerung berührt.
Sie engagieren sich am Chäsmärt und an der Chilbi. Der TnV Elm ist wahrlich ein gesellschaftliches Schwergewicht, das Generationen verbindet.
Und was verbindet ABBA mit dem TnV Elm? Beide erlebten kein Waterloo. Oder ganz einfach: «Die händ’s druf».
Text: Ernst Schreiber
Bilder: zVg. TnV Elm