Straffe Manneszucht adjö!

Die kantonale Kunstturnvereinigung

Die Jahre 1914–1918, da unsere wehrfähige Jungmannschaft im Grenzdienst stand, hatten auf den Turnbetrieb nachhaltigen Einfluss. Die turnerische Tätigkeit erfuhr allzuhäufig längere Unterbrechungen, weil Mitglieder im Wehrdienst standen oder weil infolge Kohlennot die Turnlokale ungeheizt blieben. An Stelle der straffen Manneszucht des Sektionsturnens machte sich aus diesen Gründen und weil viele Turner des Drills und der Soldatenschule genug hatten, das Bestreben nach etwas freierer turnerischer Betätigung geltend. Diesem Verlangen trug der Ausbau des volkstümlichen Turnens zur dritten gleichberechtigten Turngattung, der Leichtathletik, ausgiebig Rechnung. Merklich schwand das Interesse am Sektionsturnen und Kunstturnen. In die 1913 gegründete Zürcher Kunstturnvereinigung traten die Jahre später die Kunstturner Jean Grimm und Jakob Rhyner als Einzelmitglieder bei. 1920 hat Grimm die glarnerischen Kunstturner als Zweigverein den Zürchern angeschlossen. 1923 war die Riege so erstarkt, dass man sich von der Zürcher Vereinigung löste und eine selbständige Kunstturnvereinigung bildete.

Aus: Vogel-Weber, Paul (1924): Glarnerischer Kantonalturnverein 1874–1924. Denkschrift.
Eine Übersicht über die Entwicklung des Turnwesens im Kanton Glarus, S. 96f.Bild: Glarner Turnen 03/1954, S. 8.