Mathias Elmer – ein Leben für das Turnen
Turnen – eine Familientradition
Seit meiner frühen Kindheit gehört das Turnen zu unserer Familie. Unser Vater Mathias Elmer, Jahrgang 1919, war schon im Lehrerseminar an der Evangelischen Mittelschule in Schiers ein aktiver Turner und das hat ihn und später uns als Familie immer begleitet.
Nach dem Abschluss des Seminars und ein paar Stellvertretungen wurde er Primarlehrer in Mühlehorn. Am 5. Oktober 1943 heiratete er in der Kirche Mühlehorn unsere Mutter Emma Menzi und in den folgenden sieben Jahren wurden wir fünf Geschwister geboren. In der 1. Ausgabe «Der Glarner-Turner» von 1945 schrieb er einen Bericht über den Turnerskitag in Matt und 1949 beim 75-Jahr-Jubiläum war er schon Beisitzer im Kantonalvorstand des Glarner Turnvereins. Er präsidierte die Skikommission und die Vorunterrichtskommission und ein paar Jahre später wählte ihn die Abgeordnetenversammlung zum Kantonalpräsidenten.
Diese Tätigkeit begleitete und prägte unsere Kindheit. Seien es Besuche an den Turn- und Schwingfesten, Car-Ausflüge, meistens ins Bündnerland mit den Familien des Vorstands und des Technischen Komitees. Aber auch die Mithilfe beim Verpacken der Unterlagen für den Versand an die Vereine.
Als Präsident des Turnvereins Mühlehorn prägte er nebenbei das Vereinsleben im Dorf, organisierte Kantonale Turnerskitage im Vortobel, selbstverständlich ohne Skilift und alles zu Fuss. Rangturnen, Turnerchränzli, Damenriege, Jugendriege, Mädchenriege und besonders das Sektionsturnen lagen ihm am Herzen.
Verschiedene weitere Ämter und Aufgaben
Bei den Rekrutierungen amtete er viele Jahre zusammen mit Werner Jakober als Turnexperte und seine Unterschrift stand in vielen Dienstbüchlein der Glarner Soldaten. Als Experte für Turnanlagen im Freien stand er den Schulgemeinden bei Neubauten oder Umgestaltungen mit Rat und Tat zur Seite.
1963 organisierte er in den Sommerferien das erste Wanderlager für die Jugendlichen des Vorunterrichts auf dem Gut der Schweizerischen Nationalspende in Tenero. Infrastruktur wie Küche und sanitäre Anlagen gab es keine. Eine Wiese war der Zeltplatz und zum Kochen standen ein paar Feuerstellen zur Verfügung. Hermann Bühler, Kurt Hauser, unser Bruder Dietrich Elmer und Willy Kamm ergänzten das Leiterteam. Täglich gab es eine Wanderung in die Täler der Umgebung, wie das Maggia- oder Verzascatal. Von Jahr zu Jahr wurde die Infrastruktur ausgebaut und auch die Lagertätigkeit wurde mit den Gebirgslagern in Maloja, Samaden und Rosenlaui ergänzt. Viele Glarnerinnen und Glarner erinnern sich gerne an die Kameradschaft, die Abenteuer und Erlebnisse, die ihre Jugend prägten.
Sportzentrum Kerenzerberg
Bei der Ostblockkonferenz trafen sich die Verbandsspitzen der kantonalen Verbände regelmässig zum Austausch. Dabei war auch der damalige «Zürcherische Verband für Leibesübungen» und heutige Zürcher Kantonalverband für Sport, der zusammen mit
dem Kanton Zürich Eigentümer des Sportzentrums Kerenzerberg ist, das schon seit mehr als 50 Jahren Arbeitsplätze und ideale Trainingsbedingungen, auch für die Glarner Vereine, bietet. Ohne den Einsatz von Mathias Elmer und seinem Verhandlungsgeschick mit den Bodenbesitzern stünde das Sportzentrum wahrscheinlich heute in Davos und nicht auf dem «Chirezer».
Familie
Auch ein Teil der Familie engagierte und engagiert sich noch heute für das Turnen. Tochter Rosina Menzi war Richterin zuerst in der Gymnastik und später bei der Leichtathletik. Ich war 20 Jahre als Kampfrichterin Leichtathletik beinahe in der ganzen Schweiz im Einsatz und organisierte 1991 zusammen mit Ernst Disch am Eidgenössischen Turnfest Luzern den Glarner Beitrag zum Festumzug, der im Rahmen der Festivitäten 700 Jahre Eidgenossenschaft etwas grösser war als in anderen Jahren. Meine Nichte Marianne Kamm war als Kampfrichterin Leichtathletik tätig und meine Tochter Manuela Rohr wurde eigentlich die Nachfolgerin ihres Grossvaters im Vorstand des Turnverbands und ist heute noch bei der Organisation der SM Vereinsturnen Jugend im Einsatz.
All diese Tätigkeiten hätte unser Vater ohne die Unterstützung seiner Familie und unserer Mutter, die übrigens Gründungsmitglied der Damenriege Mühlehorn war, neben seinem Lehrerberuf und den späteren politischen Ämtern nicht ausüben können. Als Dank und Anerkennung für seinen Einsatz fürs Turnen ernannte ihn der Schweizerische Turnverband 1979 zum Ehrenmitglied und 1993, ein Jahr vor seinem Tode, wurde Vater noch Ehrenmitglied des Kantonalzürcherischen Verbands für Sport.
von Gret Menzi