KITT – Kein Geld – Ideen – Taten – Traum erfüllen
Turner sind wahre Ideenmonster bei der Beschaffung finanzieller Mittel für Geräte, die bessere Trainingsbedingungen gewährleisten oder Abwechslung in den Turnbetrieb bringen. So auch 1999, als sich den Glarner Kunstturnerinnen an der Gymnaestrada die Gelegenheit bot, eine neue, nur an diesem Anlass eingesetzte Tumblingbahn günstig (immerhin noch Fr. 10’000.–) zu erwerben. Da die Kunstturnerinnen ihre Wettkämpfe auf solchen Bahnen bestreiten, stand eine solche Anschaffung schon lange auf der Wunschliste der Trainer und Wettkämpferinnen. Doch woher den grossen Batzen Geld nehmen? Andreas Zweifel berichtet:
Ideen und Taten
Zusammen mit einem Finanzierungskonzept traten sie mit ihrem Anliegen an den Vorstand des GLTV. Dieses Konzept sah vor, dass rund die Hälfte der Kosten mit der Durchführung eines Lottomatches eingebracht werden sollte, während die zweite Hälfte mit Sport-Toto-Geldern und einem Beitrag aus der GLTV-Kasse beglichen würde. Der GLTV-Vorstand stellte sich hinter das Anliegen der Kunstturnerinnen und hat den notwendigen Beitrag aus dem Gerätefonds gesprochen. Gleichzeitig gelangte er mit zwei Gesuchen an die Glarner Regierung und bat um die Bewilligung zur Durchführung eines Lottomatches und um einen Unterstützungsbeitrag aus dem Sport-Toto-Fond. Beiden Anliegen wurde entsprochen. Damit war das Finanzierungskonzept gesichert und unter der Führung von Meiri Noser wurde ein OK für die Planung des Anlasses gebildet.
Zuerst galt es, einen versierten Veranstalter für den Lottomatch zu finden. Dieser wurde mit dem Ehepaar Koller aus Wangen auch bald gefunden. Die beiden organisieren seit über 30 Jahren wöchentlich ein bis zwei Lottomatches in unserer Region und konnten auf eine treue Spielergemeinde zählen, welche sich für unseren Anlass mobilisieren liesse. In Niederurnen fand man zudem eine geeignete Halle, die auch verkehrstechnisch günstig liegt und im örtlichen Turnverein einen bewährten Partner, welcher sich der Infrastruktur, der Verkehrsregelung und der Festwirtschaft annahm.
Rund 25 Turner des TV Niederurnen standen von 7.00 Uhr bis 22.30 Uhr im Einsatz, um die Rahmenbedingungen für einen reibungslosen Lottomatch zu gewährleisten. Unterstützt wurden sie von einer routinierten Küchen-Crew der Frauenriege Niederurnen, welche unter der Gilde von Festwirt Köbi Jucker eine ausgezeichnete und vielseitige Speisekarte anbot.
Lottofieber
Am Samstag, 4. Dezember, gelangte der Lottomatch in der Mehrzweckhalle Niederurnen zur Durchführung. Erwartet wurden rund 600 Personen aus der halben Schweiz und so mussten neben der Halle auch die Bühne, das Foyer und die Galerie bestuhlt werden, wofür ein ganzer Lastwagen voll Tischgarnituren vom SGU hinzugemietet werden musste. Gegen Mittag trafen die ersten Spielerinnen und Spieler in der Halle ein. Sie kauften ihre Karten und legten diese auf den Tischen aus. Gleichzeitig platzierten sie ihre Maskottchen und Glücksbringer in der richtigen Reihenfolge und schliesslich blieb den meisten noch genügend Zeit, um etwas kleines zu Essen. Bis um 14.40 Uhr waren sämtliche Tische belegt und Herr Koller konnte die erste Zahl ziehen
Service auf leisen Sohlen
Und damit, wie auf Kommando, wurde es mucksmäuschenstill! Wo eben noch gegessen, getrunken, diskutiert und gescherzt wurde, war es nun still wie in einer Kirche. Nur noch das Klappern der Jetons auf den Karten war zu hören, unterbrochen von der nächsten Zahl aus dem Lautsprecher. Während sich die Spieler auf die Zahlen konzentrierten, waren die Helfer bemüht, die Gäste zu bewirten, Aschenbecher zu leeren und leere Flaschen wegzuräumen, stets darauf bedacht, auch ja kein störendes Geräusch zu verursachen. Unterbrochen wurde die Stille von Zeit zu Zeit durch ein freudiges «Lotto!», welches von den Mitspielern jeweils mit einem Seufzer der Enttäuschung und Gemurmel kommentiert wurde. Rund 40 Helferinnen und Helfer des GLTV, hauptsächlich Mitarbeiter aus dem Ressort Leistungssport, die Kunstturnerinnen, deren Eltern und Sympathisanten sowie einige GLTV-Vorstandsmitglieder, standen während dem ganzen Lottomatch im Einsatz, verkauften Karten und Jetons, unterstützten den Veranstalter bei der Kontrolle und verteilten Preise und Gutscheine.
Gegen 18.00 Uhr wurde eine kurze Pause eingeschaltet, in welcher die Spielergemeinschaft verpflegt werden musste. Innert kurzer Zeit wurden gegen 200 warme Essen, eine Vielzahl an Sandwiches, unzählige Kuchen und hunderte von Getränken verteilt. Noch bevor die Pause zu Ende war, stattete der Samichlaus den Spielern einen Besuch ab. Zusammen mit seinen drei Schmutzlis verteilte er allen Spielern einen Chlaussack, von denen er einen ganzen Camion voll nach Niederurnen gebracht hatte! In der Zwischenzeit wurde fleissig weitergespielt bis gegen 21.00 Uhr die letzte der sechzehn Runden fertig war und die Spielergemeinde aus der Halle strömte.
Ziel erreicht
Schon eine halbe Stunde später konnte Meiri Noser mit Herrn Koller abrechnen und es stand fest, dass das gesteckte Ziel fast auf den Franken genau erreicht worden war! Die Kunstturnerinnen haben mit ihrem Konzept und dem persönlichen Einsatz massgeblich dazu beigetragen, dass das Geld für die neue Tumblingbahn zusammenkam, und haben sich damit ihren Wunsch erfüllen können.
KITT erzählt eindrücklich die Geschichte, wie das Zusammenstehen für eine gemeinsame Sache, oder eben der Kitt, innerhalb der Turnerschaft nicht nur Berge versetzen kann, sondern unerreichbar scheinende Wünsche durch Eigeninitiative in Erfüllung gehen lässt.
Text: Andreas Zweifel
Bilder: zVg. von Meiri Noser