Bajonett- und Säbelfechten
Das Turnwesen im Kanton Glarus vor der Gründung des Kantonalturnvereins

Am 15. Mai 1860 erfolgte die Gründung des Turnvereins Glarus. Die Gemeindebehörde zeigte für die neue Sache keine Begeisterung, denn sie stellte den Turnern auf Ansuchen hin einen gänzlich ungenügenden Platz hinter der «Burg» zur Verfügung, welches Anerbieten abgelehnt wurde. Vom Wirt auf «Erlen» wurde daraufhin ein Platz gemietet. Im Juni 1860 führte der Verein bereits seine erste Turnfahrt mit Musik nach Elm aus. Und im August hielt er sein erstes Schauturnen ab. Die turnerische Arbeit umfasste neben dem Geräteturnen am Reck, Barren und Pferd, Steinstossen, Schwingen, Ringen und Klettern. Mit besonderem Eifer wurde Bajonett- und Säbelfechten betrieben. Das Jahr 1861 brachte das grosse Brandunglück, dem der Flecken Glarus zum Opfer fiel. Zersplitterung und Zerfall drohte dem Verein. Da aber zeige sich eben die mächtige, wundergrosse Kraft, welche die Glieder eines freien, mit Vaterlandsliebe beseelten Vereins zusammenhält. Am 8. Juni wurde die Wiederaufnahme des Vereinslebens und die Aufrechterhaltung der Beitrittserklärung zum Eidg. Turnverein beschlossen. Der bedeutendste Schritt in der sonst ruhigen, stillen Vereinstätigkeit war die Gründung eines Turnerrettungskorps 1862. Im April 1863 wurde ein «deutscher Arbeiterturnverein» gegründet und im Jahresverlauf vollzog sich auch die Lostrennung einer Anzahl Mitglieder und die Gründung eines Männerturnvereins. Diese Neugründungen bewirkten beim Turnverein Glarus bis auf den heutigen Tag die bestehende Nebenbezeichnung «alte Sektion». 1863 zählte der Verein 26 Aktive, 2 passive und 2 Ehrenmitglieder, sowie 2 Zöglinge. Von diesen 26 Aktiven waren 5 Kaufleute, 5 Stecher, 2 Maler, 2 Steinhauer, 2 Bäcker, 2 Metzger, 1 Lehrer, 1 Eisenbahnbeamter, 1 Zeugschmied, 1 Spengler, 1 Gärtner, 1 Farbmüller, 1 Holzhändler. Neugründungen gab es 1870 in Schwanden, 1873 in Hätzingen und Netstal. Der Turnverein Glarus a.S. ergriff 1873 die Initiative zur Gründung eines glarnerischen Kantonalturnvereins. Aus der Gründungsversammlung wird wie folgt berichtet: «Das Samenkorn fiel auf gutes Erdreich. Die Anregung wurde in allen drei Vereinen freudig aufgenommen». Der Kantonalturnverband war Tatsache.

Aus: Vogel-Weber, Paul (1924): Glarnerischer Kantonalturnverein 1874–1924. Denkschrift. Eine Übersicht über die Entwicklung des Turnwesens im Kanton Glarus, S. 1f.