«Presse- und Propandakommission» – Der GT im Wandel

Der Entscheid, über den Turnsport in der Tageszeitung zu berichten, geht auf das Jahr 1920 zurück, als die Bildung einer Propagandakommission beschlossen wurde. Über turnerische Anlässe und Erfolge wurde berichtet, man machte sich aber auch Gedanken, wie man mehr Männer zum Turnen bewegen könnte. Man war entsetzt. Die Volkszählung von 1930 ergab 4223 Mann im Alter von 15–29 Jahren und nur 290 oder 6,86% waren aktive Turner! Und das obwohl vier Korrespondenten in 90 Artikeln 5200 Zeilen schrieben! Ab 1938 sollten in den Sektionen eigene Werbekommissionen gebildet werden, die künftig auch die Schaukastenbetreuung übernehmen. 1944 konnte dem ETV-Vollzug gemeldet werden. Jede Sektion hatte einen Werbeleiter ernannt und Schaukasten angeschafft. Das erste Mitteilungsblatt Glarner Turner erschien im Jahre 1946. Herausgeber war die Presse- und Propaganda-Kommission, Redaktor, Paul Vogel-Weber.

Turnerecke

In den Anfängen wurde im GT vor allem von Versammlungen, Kursen und Wettkämpfen berichtet. Im Jahr 1951 erweiterte die Redaktion mit der Rubrik «Turnerecke» ein Gefäss für Mitteilungen aus dem persönlichen Bereich der Turnerschaft und kündigte dies wie folgt an:

«Turnerecke! Was soll das heissen? Was wollen wir damit? Soll das so etwas ähnliches sein wie die Wochenschau im Kino? Beinahe, und doch nicht ganz. Wir wollen und müssen uns ganz einfach persönlich und menschlich etwas näher kommen. Warum sollten wir nichts erfahren, was über den Rahmen des Alltäglichen hinausgeht und das wert ist, in unserem Kreis vermittelt zu werden? Kameraden, das werden Freud und Leid sein. Wir müssen uns freuen, ob jedem Turnkameraden, der mitten im Sonnschein marschiert; wir müssen ihm helfen, wenn ihn das Schicksal unverdient hart anfasst; wir dürfen ihn nicht verlassen, wenn Trübsal und Not bei ihm einziehen. Wenn wir aus unserer Turnerfamilie einer Verlobung, einer Hochzeit, einer Taufe, eines turnerischen oder beruflichen Erfolgs gedenken, wenn wir trauern ob dem Heimgang eines Turnkameraden.... , die Turnerecke soll jene Seite sein, die uns zur Chronik des Menschlichen und Kameradschaftlichen wird.

Vereinsvorstände! Unserem Mitteilungsblatt ist nur dann Erfolg beschieden, wenn die Presse- und Propagandakommission die Unterstützung aller Vereinsvorstände besitzt. Wir erwarten dies bei der Behandlung der Angelegenheit!» (Glarner Turner 1951)

Ecke der Glarner Turnerinnen

Der Glarnerische Frauenturnverband dankte, vertreten von Hedi Brunner, dem Glarner Kantonalturnverein 1965, dass sie zur Abgeordnetenversammlung eingeladen wurden und man(n) den Turnerinnen Gelegenheit gibt, im «Glarner Turner», die Namensänderung in «Glarner Turnen» erfolgte erst 1984, über die wichtigsten Ereignisse im Verbandsleben zu berichten:

«Gefreut hat uns die Einladung zur Abgeordnetenversammlung in Engi vom 16. Mai, bedeutet dies doch ein Schritt vorwärts zur kameradschaftlichen Zusammenarbeit beider Verbände, die ja den gleichen Zweck haben: das Turnen in weite Kreise unseres Volkes zu tragen. Am nächstjährigen Glarner/Bündner Kantonalturntag in Glarus wird unser Verband mit ‘Allgemeinen Übungen’ mitwirken. Diesem Fest voraus geht unser eigener Kantonalturntag in Schwanden. Die Vorbereitungen dazu sind schon im Gange und das Organisationskomitee ist bestellt.» (Glarner Turner 1965)

Geschlechterspezifisches Schriftbild

Im GT 1983 machte sich die Redaktion Gedanken, wie Titel besser zur Geltung kämen… und Beiträge des «zarten Geschlechts». Diese sollten neu etwas «feiner» daherkommen. Die Leserschaft wurde gefragt, wie sie das fände. Die Rückmeldungen sind nicht publiziert, doch 1984 erschien der GT dann wieder wie gewohnt ohne «feine» Schrift für die Damen.

GT und die Finanzen

Säumige Zahler wurden in den 50er-Jahren im GT (1955) unter Androhung von zusätzlichen Kosten unmissverständlich aufgefordert, ihren Beitrag zu bezahlen.

«Der Abonnementsbeitrag für 1955 in Höhe von Fr. 2.– ist fällig. Bitte überweisen Sie uns diesen bald mittels des beiliegenden Einzahlungsscheins. Sofern bis 10. August 1955 keine direkte Zahlung erfolgt, werden wir uns gestatten, den Abonnementsbeitrag unter Zuschlag von Spesen durch Nachnahme zu erheben.»

GT in finanziellen Nöten

Im Jahre 2001 erliess der GLTV Restriktionen in der Berichterstattung gegen die finanziellen Schieflage.

«Damit das Budget des «Glarner Turnen» eingehalten werden kann, ist eine sofortige Begrenzung der Seitenzahlen notwendig. In erster Linie wird der Seitenumfang der Vereinsberichte beschränkt. Berichte der Vereine sind sicher lesenswert, wenn sie kurz gefasst sind. Konkret heisst dies: ein Vereinsbericht darf in Zukunft 1 Seite nicht überschreiten – oder wird von uns gekürzt, was sicher nicht dem Wunsch des Autors entspricht. Der Entscheid, einen zu umfangreichen Bericht nicht erscheinen zu lassen, obliegt der Redaktion.

Weitere Massnahmen, das Budget des «Glarner Turnen» in den Griff zu bekommen, werden mit der Abteilung Finanzen geprüft und in die Wege geleitet.

GLTV / Abteilung Finanzen und Ressort Verbandszeitschrift» (Glarner Turnen 03/2001)

Und wo stehen wir heute?

Seit 2015 kommt der GT im neuen Gewand daher. Der Umschlag ist farbig gedruckt und mit dem etwas breiteren Format hebt sich der GT von den «üblichen» A5-Zeitschriften ab. Die Finanzen haben sich erfreulicherweise längst stabilisiert und der Rotstift wird bei den Berichterstattungen der Vereine nicht mehr angesetzt. Einnahmen und Ausgaben bleiben stabil. Ebenso erfreulicherweise die Zahl der Leserinnen und Leser und der Inserenten.

Die «Presse- und Propagandakommission» ist längst Geschichte. Die Geschicke des GT werden im Ressort Medien bestimmt. Neben dem eigenen «Mitteilungsblatt» sind längst andere Kanäle mit von Bedeutung. So wird bereits seit geraumer Zeit eine Website gepflegt. 2019 wurden Social Media-Kanäle lanciert. Zwischenzeitlich ist ein Zusammenspiel der verschiedenen Kanäle zu beobachten, welches das Ressort Medien weiterhin beschäftigen wird. Sicherlich darf der GT in Zukunft noch den ein oder anderen Wandel zusammen mit seinen «Gspänli» – Website und Social Media – durchlaufen.

Text: Ernst Schreiber

Aus: Vogel-Weber, Paul (1949): 75 Jahre Glarner Kantonalturnverein. 1874–1949, S. 82–86.
Glarner Turner 1946.
Glarner Turner 1951.
Glarner Turner 1965.
Glarner Turner 1974.
Glarner Turner 1983.
Glarner Turnen 1992.
Glarner Turnen 2000.
Glarner Turnen 2001.
Glarner Turnen 2009.
Glarner Turnen 2024.